Die Wahrheit über Disney+ GroupWatch ist ernüchternd: Diese vielgepriesene Funktion existiert nicht mehr. Disney hat GroupWatch bereits im September 2023 stillschweigend entfernt, obwohl sie während der Pandemie als Innovation gefeiert wurde. Was im Internet weiterhin als aktuelle Anleitung kursiert, ist längst überholt und führt Nutzer in die Irre.
Warum GroupWatch verschwunden ist
Disney führte GroupWatch im September 2020 ein, als gemeinsames Streaming aufgrund der Corona-Beschränkungen plötzlich relevant wurde. Die Funktion sollte bis zu sieben Personen ermöglichen, Inhalte synchron zu schauen – nicht sechs, wie oft fälschlicherweise behauptet wird. Doch bereits drei Jahre später zog Disney den Stecker, ohne große Ankündigung oder Erklärung.
Auf Nachfrage bestätigte Disney, dass es sich nicht um einen technischen Fehler handelte. Die Entscheidung war bewusst und endgültig. Vermutlich spielten sinkende Nutzerzahlen nach der Pandemie eine Rolle, aber auch technische Wartungskosten für eine Funktion, die nie den erhofften Durchbruch schaffte. Die Streaming-Landschaft hatte sich verändert, und Disney reagierte pragmatisch auf diese Entwicklung.
Was GroupWatch tatsächlich konnte
Während GroupWatch existierte, war die Funktion weniger universell als oft dargestellt. Entgegen weitverbreiteten Anleitungen funktionierte sie nicht auf PlayStation 4 und ausgewählten Roku-Modellen. Die Einrichtung war zudem umständlicher: Einladungen konnten nur über Mobilgeräte oder die Disney+ Website versendet werden, nicht von Smart TVs oder anderen Geräten aus.
Die Kommunikation beschränkte sich ausschließlich auf sechs Emoji-Reaktionen. Es gab kein Chat-Fenster, keine Videoanrufe und keine Sprachnachrichten. Für echte Unterhaltungen während des Schauens mussten Nutzer auf externe Apps wie WhatsApp oder Discord ausweichen. Diese Limitierungen machten die Funktion weniger attraktiv, als sie anfangs erschien.
Alternativen für gemeinsames Streaming
Wer trotzdem gemeinsam Disney+ schauen möchte, muss kreativ werden. Browser-Extensions wie Teleparty funktionieren für die Disney+ Website, allerdings nur am Computer. Die Synchronisation ist weniger präzise als bei der ursprünglichen GroupWatch-Funktion, aber immerhin eine brauchbare Alternative für Computernutzer.
Eine praktikable Lösung ist die Kombination aus manueller Koordination und Video-Chat. Über Discord oder Zoom können sich Freunde abstimmen, gleichzeitig auf Play zu drücken. Bei modernen Smart TVs funktioniert das überraschend gut, wenn alle eine stabile Internetverbindung haben. Diese Methode erfordert zwar mehr Koordination, bietet aber deutlich bessere Kommunikationsmöglichkeiten als GroupWatch je hatte.

Was andere Streaming-Dienste bieten
Während Disney+ seine Watch-Party-Funktion eingestampft hat, setzen andere Anbieter verstärkt auf soziales Streaming. Amazon Prime Video bietet Watch Party für ausgewählte Inhalte, allerdings nur über den Browser. Netflix experimentiert mit ähnlichen Funktionen, doch die GroupWatch-Funktion existiert nicht mehr in der ursprünglich geplanten Form.
Die meisten verfügbaren Lösungen sind Drittanbieter-Tools, die über Browser-Extensions funktionieren. Sie bieten oft mehr Kommunikationsfeatures als GroupWatch je hatte, sind aber technisch aufwendiger einzurichten und funktionieren nicht auf allen Geräten. Besonders Smart TV-Nutzer stehen vor Herausforderungen.
Lehren aus dem GroupWatch-Experiment
Das schnelle Ende von GroupWatch zeigt, wie schwierig es ist, soziale Funktionen in etablierte Streaming-Plattformen zu integrieren. Disney investierte erhebliche Ressourcen in die Entwicklung, konnte aber offenbar nicht genügend Nutzer langfristig überzeugen. Die Pandemie schuf einen temporären Bedarf, der sich als weniger nachhaltig erwies als erwartet.
Möglicherweise war GroupWatch seiner Zeit voraus – oder ihr hinterher. Als die Funktion 2020 startete, waren viele Menschen pandemiebedingt zu Hause und suchten nach digitalen Gemeinschaftserlebnissen. 2023 hatten sich Gewohnheiten bereits wieder geändert, gemeinsame Streaming-Sessions verloren an Bedeutung. Die Rückkehr zur Normalität machte die Funktion überflüssig.
Zukunft des sozialen Streamings
Trotz Disneys Rückzug experimentieren andere Unternehmen weiter mit gemeinsamen Streaming-Erlebnissen. Virtual-Reality-Plattformen integrieren Kino-ähnliche Erfahrungen, Gaming-Dienste erweitern ihre sozialen Funktionen um Video-Inhalte. Die Technologie entwickelt sich weiter, auch wenn der Mainstream-Erfolg ausbleibt.
Die Technologie für synchrones Streaming ist ausgereift, aber die Nachfrage bleibt unvorhersagbar. GroupWatch war technisch solide, scheiterte aber möglicherweise an veränderten Nutzungsgewohnheiten nach der Pandemie. Streaming bleibt mehrheitlich eine individuelle oder familiäre Aktivität, die wenig Raum für komplexe soziale Features lässt.
Wer heute Disney+ Inhalte mit Freunden schauen möchte, braucht Geduld und Kreativität. Die einfache, integrierte Lösung gibt es nicht mehr. Das GroupWatch-Experiment endete still und leise – ein Beispiel dafür, wie schnell digitale Funktionen wieder verschwinden können, wenn sie den erhofften Erfolg verfehlen. Disney konzentriert sich nun wieder auf das Kerngeschäft: hervorragende Inhalte für individuelle Seherlebnisse.
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